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08.02.2017 - Gesundheit - Aktuelles

SoVD sieht hausärztliche Versorgung in der Grafschaft gefährdet

Uelsen. Seit längerer Zeit ist in der Gemeinde Uelsen in der Grafschaft Bentheim bekannt, dass der nahende Ruhestand einiger Hausärzte zu erheblichen Engpässen in der medizinischen Versorgung führen wird. Zwar hat die Gemeinde im Dezember 2016 Lösungsansätze diskutiert, um einem drohenden Ärztemangel entgegenzuwirken. Passiert ist offenbar im Nachgang wenig. Obwohl eine weitere Praxis in Uelsen im November des vergangenen Jahres geschlossen wurde, gibt es weder einen Nachfolger für den Hausarzt, noch sind konkrete Bemühungen erkennbar, um einen Mangel an medizinischem Fachpersonal abzuwenden. Die Konsequenzen müssen nun viele Patienten tragen, die wegen einer schweren Erkrankung oder fehlender Mobilität nicht in der Lage sind, weite Wege zum nächsten Arzt auf sich zu nehmen. Der SoVD-Kreisverband Grafschaft Bentheim fordert deshalb ein schnelles und unbürokratisches Handeln von Politik und Verwaltung in der Grafschaft. „Die Zeit der Diskussion um Lösungen ist vorbei. Jetzt müssen Taten folgen“, erklärt Bernhard Alferink, Vorsitzender des SoVD-Kreisverbands Grafschaft Bentheim.

Alferink wird derzeit häufig von den SoVD-Mitgliedern im Kreisverband auf den Ärztemangel angesprochen, nachdem mit der Schließung einer Arztpraxis in Uelsen etwa 1.500 Menschen ohne hausärztliche Versorgung dastanden. Auch Katrin Gemen, Sozialberaterin im SoVD-Beratungszentrum Nordhorn, erfährt in den vergangenen Wochen im Rahmen ihrer Tätigkeit immer häufiger von den Problemen, die der Ärztemangel mit sich bringt. „Betroffene wissen sich oft keinen Rat“, sagt Gemen. Zu den Leidtragenden des Ärztemangels in der Grafschaft gehört Familie Oudehinken. Nach Angaben von Albert Oudehinken kümmert er sich gemeinsam mit seiner Frau Janna um seine 95-jährige Mutter Wilhelmina Oudehinken. Sie wird liebevoll zu Hause gepflegt. . Ein Pflegeheim kommt für die Familie nicht in Frage. „Ich pflege meine Schwiegermutter seit einigen Jahre und ich mache das gerne“, betont Janna Oudehinken. Laut Oudehinken kam die Familie bislang gut zurecht, auch wenn die 95-Jährige auf regelmäßige ärztliche Behandlungen angewiesen ist. Ihr früherer Hausarzt kam häufig vorbei, betreute die bettlägerige Frau medizinisch und verschrieb lebenswichtige Medikamente. Doch seit der Hausarzt seine Praxis im sechs Kilometer entfernten Uelsen aus Altersgründen schloss, haben Oudehinkens ein großes Problem. Die 95-Jährige kann aufgrund ihres gesundheitlichen Zustands keine langen Fahrten auf sich nehmen. Da die anderen Arztpraxen in der Region durch den Ärztemangel derartig überlastet sind, können die verbleibenden Ärzte keine Hausbesuche durchführen. „Wir haben alle Praxen im näheren Umkreis angerufen. Dort hat man uns aber nur gesagt, dass keine neuen Patienten aufgenommen werden können“, erzählt Janna Oudehinken. Ihre Schwiegermutter hat folglich seit Anfang des Jahres keinen neuen Hausarzt, der sie medizinisch betreuen kann. Jetzt ist bereits das Ausstellen eines Rezeptes mit vielen Schwierigkeiten und weiten Wegen verbunden. Nur der Pflegedienst sichert die Grundversorgung. So wie den Oudehinkens dürfte es vielen Familien gehen, die einen kranken Angehörigen zu Hause pflegen.

 „Es ist schon ein kleiner Skandal, dass eine alte Frau keine adäquate medizinische Versorgung bekommt,  wenn man bedenkt, dass der Hausarzt der Familie Oudehinken schon seit längerem angekündigt hat, in den wohlverdiente Ruhestand gehen zu wollen“, findet Alferink und ergänzt: „Politik und Verwaltung hätten viel schneller reagieren müssen.“ Die Situation könnte sich schon in wenigen Monaten weiter verschärfen, denn auch in anderen Dörfern der Samtgemeinde sei der Ruhestand einiger Hausärzte absehbar. „Hier helfen nur schnelle, unbürokratische und konsequent umgesetzte Lösungen“, so der Kreisvorsitzende. Finanzielle Anreize seien ein Schritt, um den medizinischen Nachwuchs in die Region zu holen. Die Politik müsse dafür allerdings die nötigen Mittel bereitstellen. Alferink gibt sich kämpferisch: „Der SoVD wird in jedem Fall dafür sorgen, dass das Thema in der Öffentlichkeit präsent bleibt und der Politik weiterhin Druck machen.“